Adventkalender – Tag 3
Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Menschen sind soziale Wesen, die in individualisierten Gemeinschaften leben. Jedes Individuum ist in seiner Einzigartigkeit wichtig und versucht zwei Grundbedürfnisse zu stillen. Einerseits strebt es nach Verbundenheit mit anderen Menschen und andererseits nach Autonomie. Das Stillen dieser Bedürfnisse funktioniert nur, wenn alle Menschen achtsam aufeinander achten und sich miteinander verbunden fühlen. Aus den Erfahrungen im Zusammenleben mit anderen Menschen, dem Erleben von Geborgenheit und Verbundenheit als auch dem Erleben von eigener Gestaltungsfähigkeit und Autonomie entsteht die Vorstellung von Würde. Einstellungen und Haltungen entstehen durch Erleben, Erfahrungen und durch das Bild, das der Mensch von sich selbst hat. Sie erzeugen Verhaltensmuster, die meist automatisch ablaufen. Würde ist also jene Vorstellung, die den betreffenden Menschen als Person ausmacht, welcher Mensch er sein will und woran er sich orientiert. Das innere Bild, das ein Mensch von sich hat ist immer einzigartig, bildet den Kern der Individualität und schafft die Vorstellung der eigenen Identität.
Das Bewusstsein von Würde wird also durch das Zusammenleben mit anderen Menschen gebildet. Je nachdem, in welchem Kontext ein Kind aufwächst, wird es Würde für sich definieren. Wurde es von seinen Eltern als Objekt gesehen, das funktionieren muss und fremdbestimmt ist, lernt es Objektbeziehungen einzugehen. Diese Menschen machen ihr Gegenüber nun selbst zum Objekt ihrer Bewertungen. Ihr Minderwertigkeitsgefühl und die verlorengegangenen Bedürfnisse nach Verbundenheit, Zugehörigkeit, Autonomie und Freiheit lassen sie manipulieren, betrügen, hintergehen, verführen und sie missbrauchen andere Menschen zum Erreichen der eigenen Ziele. Ist es diesen Menschen nicht gelungen, eine Vorstellung, ein Bewusstsein ihrer eigenen Würde zu entwickeln und sie werden unwürdig behandelt, fühlen sie sich als Opfer, werden von ihren schmerzlichen Gefühlen geleitet und sind nicht in der Lage diese Gefühle in Worte zu fassen. Dies erzeugt überschießende Gefühlsreaktionen, die wieder dazu führen, dass sie korrigiert und in Schranken gewiesen werden. Dadurch fühlen sie sich wiederum als Objekt behandelt.
Erlebt sich ein Kind im Elternhaus als ohne Bedingungen angenommen und bedingungslos geliebt, kann es sich als Subjekt erleben und sich seiner Würde bewusst werden. Jene Menschen, die ein starkes Bewusstsein für ihre Würde entwickeln haben, können durch ein würdeloses Verhalten anderer Menschen nicht verletzt werden und verletzen selbst andere Menschen nicht in ihrer Würde. Das bedeutet, seine Würde als Mensch kann man nur selbst verletzen. Verhalte ich mich unwürdig, dann entwürdige ich mich selbst.
„Die Bewusstwerdung der eigenen Würde ist der entscheidende Schritt in die Freiheit“ (Hüther, 2018 S.135) …… ein Akt der Emanzipation als Mensch. Diese Menschen übernehmen für ihr Handeln Verantwortung, sind achtsam, liebevoll, ruhen in sich selbst und strahlen diese Ruhe auch aus. Sie wissen was sie wollen, lassen sich nicht antreiben, verführen und leben Menschlichkeit. Verantwortung übernehmen bedeutet, ehe man spricht oder handelt zu überlegen, welche Folgen das eigene Gesagte und Handeln haben wird und sich danach zu entscheiden.
Die gute Botschaft ist, dass jeder Mensch in der Lage ist, das Bewusstsein für seine Würde zu entwickeln, wenn er es nur will und eine förderliche Umgebung hat.