Das Dramadreieck – wie man aus der Opferrolle rauskommt

Das Dramadreieck besagt, dass Beteiligte einer zwischenmenschlichen Interaktion, in einem Kreislauf, abwechselnd die Täter-, Opfer- und Retterrolle übernehmen. Diese Rollen sind nicht statisch einer Person zugeordnet. Solange dieser Kreislauf nicht unterbrochen wird, ändert sich die zwischenmenschliche Interaktion (das Drama) nicht. Ich versuche das an einem Beispiel, in dem der permanente Wechsel der Rollen deutlich wird, darzustellen. In Klammer steht zur betreffenden Person die eingenommene Rolle.

Susanne und Peter waren einige Jahre ein Paar und hatten sich getrennt. Beide hatten folgend mehrere Beziehungsversuche. Beide hielten trotz einer aufrechten Beziehung mit einer anderen Person heimlich Kontakt (Täter) und tauschten ihre neuen Beziehungserfahrungen aus (gegenseitige Retter). Sie konnten nicht voneinander lassen und Peter stand in einem Abhängigkeitsverhältnis zu Susanne (Opfer), konnte aber nicht sagen warum. Er war die treibende Kraft für die Kontaktaufnahme (Täter) und erklärte Susanne immer wieder, dass sie für ihn die einzige Liebe sei und seine aktuelle Partnerin Andrea, nicht so sei (Täter), wie Peter es gerne hätte (Opfer).

Andrea spürte (Opfer), dass etwas nicht stimmte und sprach ihre Wahrnehmungen an (Täter). Peter meinte, es sei alles in Ordnung und ging auf das Gespräch kaum ein (Täter). Susanne setzte ihrerseits keine Grenze (Täter) und sagte Peter nicht, dass sie nie wieder mit ihm eine Beziehung eingehen würde (Opfer). So blieb Peter in der Hoffnung, irgendwann mit Susanne eine Beziehung leben zu können (Opfer). Peter hatte, im  vor Andrea verheimlichten Kontakt zu Susanne (Täter), immer ein offenes Ohr für Susanne (Retter).

In Folge heiratete Susanne Tim und Peter lebte weiter mit Andrea in einer Partnerschaft. Susanne ließ sich nach einigen Jahren von Tim wieder scheiden.

Peter ergriff die Chance und forcierte den Kontakt zu Susanne (Täter) wieder. Er hatte ein offenes Ohr und versuchte mit all seinen Möglichkeiten Susanne für sich zu gewinnen (Retter). Susanne spielte mit, erzählte wie schlimm die Ehe mit Tim war (Opfer), Peter hörte ihr zu und unterstützte sie emotional und finanziell (Retter). So ergab sich zwischen Susanne und Peter eine Nebenbeziehung (Täter), in der Peter erhoffte, dass sich Susanne zu einer Partnerschaft mit ihm entscheidet (Opfer). Susanne dagegen, hatte nie die Absicht eine Beziehung mit Peter einzugehen, sondern nützte nur den Moment und die Annehmlichkeit (Täter).

Andrea spürte, dass sich Peter immer mehr von ihr entfernte (Opfer). Peter verhielt sich ihr distanziert, übellaunig und aggressiv (Täter). Andrea fand letztendlich heraus (Opfer), dass Peter mit Susanne (Täter) wieder engen Kontakt hatte und dass er ihr Liebesbezeugungen machte. Darauf von Andrea angesprochen (Täter), nahm Peter Susanne in Schutz (Retter) und meinte, Susanne könne nichts dafür (Opfer), er wäre so aufdringlich gewesen (Täter). Das sah Andrea ganz anders (Opfer), denn jeder Mensch ist aus ihrer Sicht für sein Handeln verantwortlich und sie sagte, dass Andrea Mitverantwortung tragen muss, denn sie hatte keine Grenze gesetzt und mitgespielt (Täter). Peter widersprach Andrea und meinte, er sei alleine für diese Situation verantwortlich (Retter), Susanne sei ein ganz lieber Mensch (Opfer). Und in dieser Form geht die Geschichte weiter.

Wie kann dieser Kreislauf unterbrochen werden? Es muss einer der drei Personen aus dem Kreislauf aussteigen und nicht mehr mitspielen. Nachstehend sind drei Möglichkeiten aufgelistet, die dieses Drama beenden könnten.

1. Wenn Susanne erkennt, dass ihr Verhalten Peter niemals aus seiner Abhängigkeit von ihr bringen wird und ihm mitteilt, dass sie nie mit ihm eine Partnerschaft anstrebt und daher  mit ihm den Kontakt abbricht, dann ist der Kreislauf unterbrochen.

2. Wenn Peter erkennt, dass er nur Mittel zum Zweck ist, es nie eine wirkliche Partnerschaft mit Susanne geben wird und er den Kontakt abbricht, ist der Kreislauf unterbrochen.

3. Wenn Andrea erkennt, dass Peter aus der Abhängigkeit nicht aussteigen und nicht loslassen, sie nie lieben wird und sie die Beziehung beendet, ist der Kreislauf unterbrochen.

Dieses Beispiel kann man auf alle Lebenslagen – Familie, Freundschaft, Beruf – umlegen. Wenn wir das Dramadreieck durchbrechen und die Verantwortung an den eigentlichen Verantwortungsträger zurückgeben oder die Verantwortung für uns selbst übernehmen, können viele Konflikte ganz rasch beseitigt werden.

Was erlaubt Freiheit?

Ist man frei, wenn man kleine Kinder verschreckt und bedroht, nur um die eigenen fanatischen Glaubensüberzeugungen kund zu tun? Oder ist es eine Gewalttat und als kriminell einzustufen?

Wie weit sind die Menschen gesunken? Kleine Kinder für den eigenen Fanatismus zu instrumentalisieren ist verwerflich und hat nichts mit Freiheit zu tun.

Mehr ist dazu nicht zu sagen!

“Normalität”

Der Begriff „Normalität“ ist zurzeit ein sehr strapazierter Begriff. Kann man Normalität generell und allgemein gültig definieren und standardisieren?

In der Soziologie wird Normalität als jene Verhaltensweise, die sozialisiert wurde und das Selbstverständliche in der Gesellschaft abbildet, definiert. Grundlagen sind also die sozialen Normen und Wertmaßstäbe. Diese Definition bezieht sich auf das Zusammenleben in der Gesellschaft. In der Psychologie wird Normalität als erwünschtes, gesundes und akzeptables Verhalten definiert. Sie bezieht sich auf die psychische Gesundheits- und Krankheitsnorm des Einzelnen.

In der Geriatrie wird der Normalitätsbegriff differenzierter gesehen. Prof. Erwin Böhm beschreibt Normalität als Verhaltensweisen, die durch die individuelle Sozialisation, Kultur und Erfahrungen geprägt wurde. Es handelt sich also um eine persönliche Lebensform, die einzigartig ist und sich daher von anderen Menschen, Kulturen und Gruppierungen unterscheidet. Damit ist nicht gemeint, wie in der Gesellschaft Normalität definiert wird  sondern wie das eigene, persönliche Empfinden von „Normal“ gestaltet ist. So wie man es sich persönlich wünscht, dass etwas ist.

Trifft dieser Normalitätsbegriff nicht generell auf jeden von uns Menschen zu? Auch schon ehe man kognitiv eingeschränkt oder an einer Demenz erkrankt ist? Jeder Mensch wächst in einer Familie, in einem Kulturkreis, unter bestimmten finanziellen Bedingungen und gesellschaftlichen, familiären sowie religiösen Ritualen auf. In jeder Familie herrscht eine gewisse Art von Atmosphäre im zwischenmenschlichen Sein. Als Kind lernt man zu vertrauen oder nicht zu vertrauen und Beziehungen zu leben. Dieses Erleben wird im Gehirn abgespeichert und bildet unser Verständnis von Normalität, welches als Daheim, als Heimat empfunden wird und Orientierung, Sicherheit und Geborgenheit gibt. Diese Normalität kommt in Stresssituationen, Krisen, Nöten, schwierigen Situation und Herausforderungen zum Tragen und wir können kaum etwas dagegen tun. Das limbische System, unser emotionales Urhirn, steuert unser Empfinden und Verhalten anhand dieser Prägungen und lässt sich im Stress vom rationalen Hirn kaum beeinflussen.

Wenn man Verhalten unter diesem Gesichtspunkt betrachtet, erkennt man, dass es keine generell definierbare Normalität geben kann. Erfahrungen, Selbstwert, die Sicht auf die Welt, Bedürfnisse, Erwartungen, Ängste, fruchtbares oder nichtfruchtbares Bewältigungsverhalten aus der Vergangenheit bestimmen unsere Gefühlswelt und unser Verhalten.

Es macht Sinn, anderen Menschen mit Toleranz und Reflexion zu begegnen. Lassen wir die Bewertung draußen und versuchen nachzuvollziehen und dadurch zu verstehen, was einen Menschen bewegt und warum er sich wie verhält. Das würde uns viel Energie sparen und das Zusammenleben friedvoller und lebenswerter machen.