Der Begriff Narzissmus bedeutet Selbstverliebtheit und Selbstbewunderung eines Menschen, der sich für wichtiger und wertvoller einschätzt, als es der Realität entspricht. Sie sind mehr als andere Menschen auf die Bewunderung angewiesen. Um diese in ihrem Ausmaß zu bekommen und jegliche Kritik abzuwehren, verfügen sie über eine große Bandbreite an Verhaltensweisen und Wahrnehmungsmustern. Narzisstische Menschen verhalten sich egozentrisch, besitzen kein Einfühlungsvermögen in andere Menschen und sind immun gegenüber der Kritik, narzisstisch zu sein.
Narzisst:innen haben große Angst davor, die Selbstbeherrschung zu verlieren und von ihren Gefühlen überrollt zu werden. Daher sind sie extrem bemüht, niemals die Kontrolle zu verlieren und stets über den Dingen zu stehen. Sie sind meist sehr intelligent, eloquent, können sich gut verkaufen und sind oftmals bestrebt, Macht zu erlangen, um ihr Selbstwertgefühl zu stärken.
Narzisst:innen sind im Grunde nicht zu echter Liebe fähig. “Liebe hat auch viel mit Fürsorge, Konstanz und dem Ertragen von Problemen zu tun. Das können die nicht” (Lammers). Narzisst:innen suchen für eine Beziehung eine/n starke/n Partner:in. Sie suchen sich jemanden, der/die willensstark ist und Begabungen oder Eigenschaften hat, die sie bewundern oder selbst gerne hätten. Wenn sie es geschafft haben, ihre/n starke Partner:in zu zerstören, fühlen sie sich gut.
Narzisstische Menschen verhalten sich am Anfang einer Beziehung oft auffällig charmant, wortgewandt und selbstbewusst. Sie überschütten die/den Partner:in mit Aufmerksamkeit, Liebe, materiellen Dingen und tun alles, um zu beeindrucken und sich als “Superlover” zu präsentieren.
Wenn Narzisst:innen erreicht haben was sie wollen, schlägt ihr Verhalten in das Gegenteil um und die Beziehung wird schnell toxisch. Sie versuchen, die Talente und Eigenschaften des Menschen, den sie anfangs bewunderten, zu zerstören. Das ist der Moment, in dem Narzisst:innen ihr wahres Gesicht zeigen. Narzisstische Menschen agieren dann hinterhältig, verlogen und böswillig, zeigen sich selbstsicher und dulden keinen Widerspruch.
Im sexuellen Bereich ist der dominante narzisstische Liebhaber in der Regel ein Mann. Er behält gern die Oberhand, herrscht im Bett über die Frau, benutzt sie als reines Sexualobjekt, das seine eigene Großartigkeit spiegeln soll. Immer neue Eroberungen oder Seitensprünge sind für ihn selbstverständlich. Er spielt den Frauenretter, diesen Kick braucht er zur Selbstbestätigung. Narzisstische Frauen machen ihren Partner heiß und verhalten sich danach schlagartig kalt wie ein Eisblock. Man darf sich von beiden Geschlechtern keine Treue erwarten.
Narzisst:innen verunsichern ihre/n Partner:in so, dass diese/r sich selbst nicht mehr sicher ist, ob nicht er/sie das Problem in der Beziehung darstellt und möglicherweise zu empfindlich, anspruchsvoll oder unzufrieden ist.
Narzisst:innen meiden Nähe, Abhängigkeit, Einsamkeit, Kritik und Niederlagen mit absoluter Konsequenz. Sie halten es nicht aus, andere Menschen glücklich zu sehen. Sie sind neidisch und gönnen anderen Menschen ihren Erfolg nicht.
Es ist schwierig, Narzisst:innen dazu bringen, die Wahrheit zu sagen. Sie weichen immer wieder vom Thema ab und schieben die Schuld auf andere ab. Sie nehmen ihre Lügen als ihre Wahrheit wahr, empfinden diese nicht als unanständig und handeln entsprechend. Da ihr Gewissen weniger durch einen Wahrheits- und Gerechtigkeitssinn belastet wird, können sie Tatsachen so hinstellen, wie sie diese gerne sehen möchten. Von Narzisst:innen darf man sich keine Entschuldigungen erwarten. Mangels Einfühlungsvermögen und fehlernder Selbstreflexionsfähigkeit werden sie nie ihre Schuld erkennen, ihren Fehler zugeben und einen angerichteten Schaden nicht wieder gut machen. Sie bleiben immer das Opfer auch wenn sie den Schaden verursacht haben.
Im Streit empfinden Narzisst:innen es als Frechheit, von einem minderen Wesen – so empfinden sie ihr Gegenüber – hinterfragt zu werden. Sie sind zutiefst gekränkt. Und um sich selbst wieder aufzuwerten, werten sie ihr Gegenüber ab. Narzisst:innen verhalten sich eiskalt, ihre Augen sind hasserfüllt und ihr Ton ist aggressiv. Die Partner:in sehen sie dann als Feind, dem sie versuchen, Schmerz zuzufügen. Sie inszenieren ein bösartiges Drama und diskutieren so lange, bis sie Recht und eine Entschuldigung bekommen.
Narzisst:innen manipulieren auf subtile Art und Weise (Mikromanipulation), um die Kontrolle zu behalten. Da diese Manipulation meist leise und unbemerkt auftritt, dauert es eine Weile, bis die Betroffenen es merken. Sie sind Opfer eines Spiels.
Typisch für Narzisst:innen ist, dass sie sich auch nach Kontaktabbruch häufig wieder melden. Langfristig haben Narzisst:innen kaum Freunde. Es sind eher oberflächliche Beziehungen, die kommen und gehen. Jahrelange, echte Freundschaften und Beziehungen sind eher Mangelware. Dennoch werden diese einmal geknüpften Kontakte nicht abgebrochen, sondern eher für schlechtere Zeiten warmgehalten.
Narzisst:innen können nicht zuhören. Sie sind an den Erfahrungen und Erzählungen ihrer Mitmenschen in keiner Weise interessiert. Steht eine andere Person im Mittelpunkt, können sie dies kaum ertragen, da sie sich um die ungeteilte Aufmerksamkeit betrogen fühlen, die ihnen ihrer Meinung nach zustünde.
Narzisst:innen verhalten sich anderen Menschen gegenüber verletzend, sind im Grunde aber nicht böse. Man findet viele in sozialen Bereichen, wo sie Gutes tun, um ihr Selbstwertgefühl zu steigern.
Um Narzisst:innen in die Schranken zu weisen, muss man das eigene falsche Selbst abschalten, und dann heißt es: Auf in den Kampf! Man muss auf Höflichkeit und Diplomatie verzichten und sich klarmachen, dass es hier keinen Kompromiss geben kann. Narzisst:innen kann man nur mit Härte entgegentreten.