Adventkalender – Tag 6
Nach Cicero ist „Dankbarkeit nicht nur die größte aller Tugenden, sondern auch die Mutter aller Tugenden“. Dankbarkeit ist eine Haltung, die positive Gefühle erzeugt. Sie anerkennt alle materiellen und immateriellen Geschenke, die in das Leben einfließen.
Die positive Psychologie befasst sich seit mehr als einem Jahrzehnt mit dem Thema Dankbarkeit im Zusammenhang mit Wohlbefinden und es gibt inzwischen eine Vielzahl von Studienergebnissen. Dankbare Menschen sind meist glücklicher und weniger gestresst oder deprimiert als jene, die unzufrieden, im Mangelgefühl leben. Schon kleine Gesten, wie ein Danke auf der Rechnung im Restaurant, ein positives Feedback an der Supermarktkassa oder zwei Euro, einem Obdachlosen geschenkt, haben eine große positive Auswirkung auf den Gebenden und den Beschenkten. Wann hast du dir das letzte Mal bewusst gemacht, wofür du deinem Partner, deiner Partnerin dankbar bist? Es sind die alltäglichen Kleinigkeiten, die bemerkt werden wollen und Kleinigkeiten, mit denen man seine Dankbarkeit zeigen kann. Nichts ist selbstverständlich!
Dankbar sein, fördert das Wohlbefinden und das Gefühl glücklich zu sein, weil man sich die Fülle, die man bereits hat, bewusst macht. Dabei geht es nicht rein um materiellen Besitz. Viel wichtiger ist es, sich die zwischenmenschlichen Geschenke, die Gesundheit, das Eingebunden sein im sozialen Kontext, die Liebe und Zuwendung die man bekommt, bewusst zu machen. Dies kann geübt werden. Versucht einmal einen Dankbarkeitsbesuch zu machen und fühlt nach, welche Rückmeldung ihr bekommt. Oder schreibt einen Dankesbrief, gleichgültig an wem. Das können die nette Dame an der Supermarktkassa, eine Kolleg*in, eine Freund*in, ein Familienmitglied oder der Nachbar sein. Das Schreiben eines Dankbarkeitstagebuches, in dem man jeden Tag drei Dinge aufschreibt, für die man dankbar ist, fördert auf längere Zeit gesehen das Gefühl glücklich zu sein. Die eigene Sicht auf soziale Beziehungen, Partnerschaft, Ehe, Freundschaft, Arbeitssituation werden positiv beeinflusst und dadurch das Selbstwertgefühl gestärkt, Stress reduziert, positive Gedanken gefördert, die Schlafqualität verbessert und die Zufriedenheit erweitert.
Dankbarkeit darf nicht mit dem Gefühl der Dankesschuld in Bezug gebracht werden. Das Gefühl der Dankesschuld entsteht, wenn man sich verpflichtet fühlt, für erteilte Hilfe eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Dankesschuld ist im Gegensatz zu Dankbarkeit ein negatives Gefühl und fördert Abhängigkeit. Das bedeutet, dass es Sinn macht zu lernen, Hilfe und Zuwendungen dankbar annehmen zu können, ohne jegliche Gegenleistung. Es bedeutet aber auch, dass wir lernen dürfen, Hilfe und Zuwendungen an andere zu leisten, ohne sich eine Gegenleistung von ihnen zu erwarten.
Wenn man sich eine Gegenleistung für eine geleistete Hilfe oder Zuwendung erwartet, wird es sinnvoll sein, sein Motiv für die Hilfestellung zu überprüfen. Hilft oder schenkt man zum Selbstzweck, um das eigene Selbstwertgefühl aufzubessern, Aufmerksamkeit zu erregen, geliebt zu werden oder jemanden in Abhängigkeit zu bringen und die eigene Macht zu stärken? Selbstreflexion ist hier gefragt. Hilfe sollte bedingungslos erfolgen und es macht Sinn, den Betroffenen erst mal zu fragen, ob er die Hilfe überhaupt will und braucht.
Wie können wir unsere Kinder begleiten, um in ihnen eine gesunde, dankbare Haltung zu entwickeln? In einer US-Studie (Mogel, 2001) wurde festgestellt, dass heute eine Vielzahl von Kindern ein unersättliches Verlangen nach immer neuen Dingen und mangelnde Dankbarkeit zeigen. Es ist ihnen nicht zu verübeln. Man braucht sich nur Feste wie Ostern, Weihnachten, Geburtstage oder wie heute den Nikolaustag anzuschauen. Die Kinder werden überhäuft mit Geschenken, so viel, dass sie diese gar nicht mehr wahrnehmen können. Durch dieses Überhäufen geht das Besondere am Geschenk verloren und die Geschenke werden zur Selbstverständlichkeit. Sie gehören zum Alltag wie das Klopapier. Was kann man als Erwachsene*r tun, um den Kindern zu lernen, wie wichtig Dankbarkeit für ihr Leben ist.
Grundlage ist, dem Kind ein Vorbild zu sein, indem man zu Hause eine Kultur des Sich-Bedankens einführt. Es macht auch Sinn, die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Güter und Vorteile des Alltags zu richten und ihnen zu vermitteln, welch Geschenk es ist, dass die vorhanden sind. Wünsche dürfen nicht ständig und sofort erfüllt werden. Wenn ein Kind lernt, Sehnsüchte auszuhalten, ist es in der Lage mehr Dankbarkeit und Befriedigung durch ein Geschenk zu erleben. Es macht auch Sinn, Kinder früh genug zu zeigen und sie einzubinden, uneigennützige, gute, also ehrenamtliche Taten zu setzen.
Ich bin dankbar für alle Menschen, die sich die Zeit nehmen diesen Beitrag zu lesen und diese Botschaft weiter tragen! Danke!