Adventkalender – Tag 16
Schuld ist ein Begriff, der im Christentum über die Erbsünde Einzug gehalten hat. Die Erbsünde unterstellt der Menschheit den Hang zum Bösen. In der Ethik wird von Schuld gesprochen, wenn jemand die Interessen anderer verletzt, gegen das eigene Gewissen handelt oder jemand anderem aus Dankbarkeit in der Schuld steht. Die Schuld dient als moralische Bewertungskategorie. Menschen können aufgrund ihrer ethnischen Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexuellen Ausrichtung schuldig gesprochen werden. Bei der Schuldfrage kommen sehr oft Vor-Urteile zum Tragen. Vorurteile sind Wertmaßstäbe, die nicht durch eine rationale Reflexion überprüft wurden. Sie sind sozialisiert, tief eingeprägt und sehr schwer veränderbar. Es wird bei der Schuldzuweisung oft nicht zwischen einem einmalig gemachten Fehler und der gesamten Person an sich unterschieden. Der Mensch wird als Ganzes abgewertet und die positiven Anteile werden nicht mehr beachtet.
Schuldgefühle werden in der Kindheit erlernt, wenn Erziehungsberechtigte das Nichteinhalten von Verboten mit Abwertung bestrafen oder dem Kind das Gefühl geben, es sei für ein Geschehnis verantwortlich. Schuldgefühle beruhen auf Angst vor Strafe. Sie entstehen, wenn ein Mensch sein Verhalten als falsch bewertet und sich dafür verurteilt. Menschen machen sich für Ereignisse verantwortlich, die nur zum Teil unter ihrer Kontrolle standen oder für die sie gar nicht verantwortlich waren. Das Schuldgefühl ist nicht als Gefühl, sondern als Bewertung oder Schlussfolgerung eigenen Verhaltens zu sehen. Werden Schuldgefühle verdrängt oder schöngeredet, kommen sie unbewusst an anderer Stelle, als Projektion auf andere Menschen, Verhalten oder Situationen zutage. Schuldgefühle werden überwunden, wenn man die Bewertung bzw. die Schlussfolgerung bewusst überprüft und korrigiert. Schuld wirkt wie Blei und ist schwer zu tragen.
Gibt es nun Schuld oder nicht? Wozu ist es gut, die Schuldfrage zu stellen? Welche Probleme löst man damit? Machte es Sinn, die Schuldfrage mit der Frage nach dem Ursache-Wirkungs-Zusammenhang zu ersetzen? Würde diese Sichtweise die Emotion raus nehmen und eine rationale Sicht auf Geschehnisse ermöglichen? Würden wir damit eher im Erkennen, im Verstehen, in der Lösung von Geschehnissen, als im moralischen Bewerten und Bestrafen sein? Wieviel Lebensenergie verschwenden wir mit Rachegedanken, Bewerten und Bestrafen? Wieviel wird damit zum Besseren verändert? Zum Schuldsprechen ist nur ein Gericht befugt!
Wie gehst du mit Schuld um?
- Wo wird es Zeit, dass du eine falsche Schuld loslässt?
- Bist du anfällig für Schuldgefühle?
- Versuchst du anderen Menschen Schuldgefühle zu machen?
- Transferierst du Schuldvorwürfe deiner Kindheit in deine Beziehungen?
- Übernimmst du Verantwortung für das was du tust?
- Erkennst du deinen Anteil an der Ursache eines Geschehens und übernimmst du dafür deine Verantwortung, oder fühlst du dich permanent als Opfer?
Es gibt keine Schuld! Jeder Mensch tut das Beste was im möglich ist!