Wie achtsam gehst du mit deiner Lebensenergie um?

Adventkalender – Tag 14

Nach Jon Kabat-Zinn ist Achtsamkeit eine absichtsvolle, auf den gegenwärtigen Moment gerichtete und nicht wertende Aufmerksamkeit. Die Aufmerksamkeit wird weit gestellt. Sie öffnet und vertieft die Wahrnehmung über alle Sinne. Dadurch entstehen Offenheit und Aufgeschlossenheit für aktuelle Geschehnisse, neue Informationen, neues Wissen und neue menschliche Erfahrungen. Achtsamkeit ist ein Konzept, das alle Sinneseindrücke, Gedankengänge, Gefühle und Alltagshandlungen einschließt. Achtsames, bewusstes Tun, bewusstes Sprechen und Denken ermöglichen Emotionen zu kanalisieren, Stress zu minimieren und den Akku der Lebensenergie wieder aufzuladen.

Ich möchte hier den Fokus auf Gedanken, Bewertungen und Gefühle legen. Gedanken, Bewertungen und die daraus resultierenden Gefühle kosten sehr viel Lebensenergie, wenn sie nicht bewusst wahrgenommen und verarbeitet werden.

Ist ein Nicht-Bewerten überhaupt möglich? Das emotionale Gehirn bewertet anhand der Erfahrungen, der eigenen Lebensgeschichte automatisch und formt die Gefühle, die mit einer Situation, einem Gedanken, einer Wahrnehmung verbunden sind. Auf deren Grundlage erfolgt unreflektiertes, automatisches Re-agieren in einer Situation. Dies verbraucht sehr viel Lebensenergie, ohne eine sinnvolle Lösung zu bringen, da dabei die Ratio ausgeschalten ist.

Das Bewerten, die Gefühle können nicht ausgeschalten werden. Es kann allerdings gelernt werden, sich der hochkommenden Gefühle und Bewertungen bewusst zu werden und ihnen erst einmal Platz zu geben. Gefühle und Bewertungen dürfen wertgeschätzt da sein. Alles was akzeptiert und nicht weggedrängt wird, kann kleiner werden und sich verabschieden. Danach erfolgen die Reflexion dessen, was passiert ist und die rationale Verarbeitung, indem man sich folgende Fragen stellt:

  • Kenne ich die Bewertung oder das Gefühl aus meiner Vergangenheit?
  • Mit welchen Erlebnissen der Vergangenheit bringe ich sie in Bezug?
  • Stimmt die aktuelle Situation im Moment mit der Situation in der Vergangenheit überein?
  • Wovor möchten mich die Bewertung und das Gefühl schützen?
  • Worin liegt der Vorteil?

Sigmund Freud bezeichnet Achtsamkeit als kritiklose Selbstbeobachtung. Ich beobachte meine Gedanken, meine Gefühle wertschätzend aus der Vogelperspektive, also aus einer gewissen Distanz. Das ermöglicht mir, die Zusammenhänge, Bedingungen und Hintergründe zu erkennen. Wenn ich diese erkenne, kann ich verstehen warum etwas ist so wie es ist. Dann erkenne ich möglicherweise, dass das was ist, mit mir gar nichts zu tun hat. Dass ich dafür weder zuständig noch verantwortlich bin. Dass die Verantwortung für die notwendige Veränderung ganz woanders liegt. Ich erkenne, dass ich okay und nicht schuld bin. Oder ich erkenne, wo mein Anteil an einem Geschehen liegt und kann meine Verantwortung für jenen Teil des Geschehens übernehmen. Dadurch erlebe ich mich als selbstwirksam. Das bedeutet, dass ich mir bewusst werde, mein Leben selbst gestalten und bewältigen zu können.

Ich bin nicht mehr Opfer der Umstände sondern Gestalter*in meines Lebens!