Adventkalender – Tag 9
Welchen Sinn hat mein Leben? Eine Frage, die manchmal schwer zu beantworten ist und worüber sich manche Menschen keine Gedanken machen. Solange der Alltag gut läuft und die Bedürfnisse befriedigt werden, wird die Sinnfrage kaum gestellt. Erst in einer existenziellen Krise, wenn Verluste oder Verletzungen zu bewältigen sind, wird nach dem Sinn gesucht.
Warum ist das genau mir passiert? Wozu soll das gut sein? Wozu lebe ich noch? Sind Fragen, die man stellt, wenn Routine, Selbstverständlichkeit und Oberflächlichkeit des Alltags durchbrochen werden. Ist es dann zu spät, nach dem Lebenssinn zu fragen? Sollte man schon früher bewusst das eigene Leben gestalten, Ziele, Träume und Visionen verfolgen?
Kann man den Sinn des Lebens auf Arbeit, Leistung, Ausbildung, Beruf, Ehe, Mutter und Vater sein und Kinder erziehen reduzieren? Was ist, wenn man in Pension geht, ein Partner oder Kind verstirbt, die Kinder ausziehen und eine Erkrankung die eigene Leistungsfähigkeit einschränkt? Worin liegt dann noch der Sinn des Lebens?
Kann man eine standardisierte Vorstellung von Lebenssinn schaffen, jene, die auf alle Menschen übertragbar ist? Wie weit beeinflussen allgemeine Moral- und Wertvorstellungen, Religiöse Einstellungen und politische Situationen die Definition von Lebenssinn?
Viktor E. Frankl ging davon aus, dass die primäre Motivationskraft des Menschen ein existenzielles Streben nach Sinn im Leben sei. Wobei es völlig gleichgültig ist, ob die Tatsache, die als Sinn erkannt wird, positiver oder negativer Natur ist. Der Mensch kann genauso im Scheitern, im Leid, im Verlust, in der Krise seinen Sinn finden. Viktor Frankl war im KZ inhaftiert und hatte alles verloren, seine physische Sicherheit, Familie, Freunde, Geld und ist trotzdem nicht verzweifelt. Er begründet es damit, dass er all die Möglichkeiten, die sich ihm geboten hatten verwirklichte. Er kam frei und entwickelte aus seinen Erfahrungen im KZ die Logotherapie. Mit dieser Therapieform werden Menschen begleitet, die bedrückende Sinn- und Wertlosigkeitsgefühle erleben und Willens sind, ihren Lebenssinn wieder zu finden.
Der Lebenssinn ist ein individuelles und privates Konstrukt, das nicht allgemein bestimmt werden kann. Wichtig dabei ist, dass auf das Moralisieren verzichtet wird. Jeder Mensch muss seinen Lebenssinn selbst finden und ausformulieren. Lebenssinn hängt eng mit Lebensqualität zusammen. Lebens-Sinn kann nicht gegeben, sondern muss selbst gefunden werden!
Hermann Hesse formulierte: „Sinn erhält das Leben einzig durch die Liebe: das heißt: je mehr wir zu lieben und uns hinzugeben fähig sind, desto sinnvoller wird unser Leben.“ Der Mensch ist ein soziales Wesen und braucht den Kontakt sowie die Rückmeldung zu und von anderen Menschen. Vielleicht bildet die Liebe wirklich das Fundament des Lebenssinns. Wobei es wichtig ist, sich selbst zu respektieren, sich wertschätzend anzunehmen wie man ist und sich selbst zu lieben, um folgend liebevolle Beziehungen im Außen pflegen zu können.
Wofür lohnt es sich für dich morgens aufzustehen und dein Leben zu leben?